Madrid ist auf dem Sprung an die Weinspitze
Ein sprachloser Madrilene ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Doch sobald man in einem Lokal Wein bestellt und auf die übliche Frage “Ribera oder Rioja?” mit “aus Madrid” antwortet, weiß das Gegenüber vor Verblüffung nichts zu sagen. Die Weine aus der Umgebung der spanischen Hauptstadt sind wenig bekannt – sogar die Madrilenen haben meist nur davon gehört. Das soll sich künftig ändern, denn der kräftige, elegante Wein aus Madrid muss sich hinter den großen Brüdern aus Rioja und Ribera nicht verstecken.
Um dass gleich auf den ersten Blick zu demonstrieren, haben die Winzer Estrella Orti und Carlos Gosálbez einem ihrer Weine den Namen “Mayrit” verpasst, ein arabischer Name für das Gebiet Madrids. Der Wein ist ein feiner Botschafter: Nuancen von Beeren und Vanille sind dezent, der Wein ist ausgewogen und harmonisch.
In Madrid wird auf insgesamt 7461,61 Hektar Wein angebaut. Im Vergleich dazu die Rioja: 60882 Hektar. Daher sieht man in der Region Madrid auch keine liebliche Landschaft mit von Rebstöcken durchzogenen Weinbergen. Die Gegend hat eher rustikalen Charme. Zwischen Feldern oder Wiesen lugen Rebstöcke hervor, es sind viele kleine Flächen, wie grüne Tupfen.
Das Weinanbaugebiet Madrid war nicht immer so klein. Schriftlich wird der Weinanbau in der Region im 13. Jahrhunderts erstmals erwähnt, doch vermutet man, dass die Karthager und Römer den Weinanbau einführten. Im 15. Jahrhundert wird der beliebte “Vino de Madrid” sogar in der Literatur gepriesen. Im 20. Jahrhundert betrug die Gesamtrebfläche in der Region Madrid rund 60.000 Hektar. Doch ab dem Jahr 1914 vernichtete die Reblaus fast die gesamte Rebfläche.